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Rallye WM
04.06.2016

Gold an der Smaragdküste: Volkswagen besonders motiviert

Die Lust auf Gold an der Smaragdküste ist größer denn je – Volkswagen geht den sechsten Lauf zur FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC), die Rallye Italien (09.–12. Juni) mit maximaler Motivation und besonderem Siegeshunger an. Die Kombination aus Sébastien Ogier/Julien Ingrassia (F/F) und dem Polo R WRC ist auf der Mittelmeerinsel bisher ungeschlagen – ein Fakt, den neben starken Gegnern anderer Hersteller auch die Volkswagen Duos Andreas Mikkelsen/Anders Jæger (N/N) und Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila (FIN/FIN) tunlichst ändern möchten.

Mikkelsen/Jæger sind im Aufwärtstrend, Latvala/Anttila ebenfalls siegeshungrig. Für Ogier/Ingrassia sprechen drei Siege auf Sardinien in Serie, mit einem vierten würden die dreimaligen mit den neunmaligen Weltmeistern Sébastien Loeb/Daniel Elena (F/MC) in der Bestenliste dieser Rallye gleichziehen. 324,60 Kilometer auf Zeit durch dichten Staub und bei enormer Hitze sind auf Sardinien zu absolvieren.

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„Die Rallye Italien ist eine der herausforderndsten Rallyes im Kalender“, sagt Volkswagen Motorsport-Direktor Jost Capito. „Staub, Hitze und lange Wertungsprüfungen wie die ‚Monte Lerno‘ sind berühmt und berüchtigt. Dazu sind die Gegner in der Rallye-WM extrem stark: In fünf Rallyes gab es vier verschiedene Sieger von drei verschiedenen Herstellern. Zuletzt haben wir aus unterschiedlichen Gründen zweimal hintereinander nicht gesiegt. Wir wissen aber auch, was wir können, und haben vor, in Italien eine sportliche Antwort zu geben. Auf das mittlerweile traditionelle Bad der Sieger im Hafenbecken von Alghero wollen wir jedenfalls auch dieses Mal nicht verzichten.“

Monte, Monti und die wilde 13 – die Feinheiten an der Costa Smeralda

Die Rallye Italien wird 2016 im Nordwesten von Sardinien ausgetragen – und das bereits zum 13. Mal seit Bestehen der Rallye. Wertungsprüfungen wie „Castelsardo“ und „Tergu–Osilo“ kehren zurück, die erfolgreiche Showprüfung zur Eröffnung, „Ittiri“, bleibt und ohne „Monte Lerno“ und ihren berühmten „Micky’s Jump“ geht es sowieso nicht. Und dann wären da noch die aus den Vorjahren bekannten Prüfungen „Cala Flumini“, „Monti di Alà“ und Co. Die Herausforderung der 2016er-Ausgabe besteht aus 19 Wertungsprüfungen. Die Königsdisziplin im Staub Sardiniens bleibt jedoch stets „Monte Lerno“, die auf ihren beiden Durchgängen allein 88,52 Kilometer der gesamten Agenda ausmacht. Ihr weltberühmter „Micky’s Jump“ ist zugleich Zuschauermagnet, Gänsehautmoment und Postkartenmotiv der Rallye Italien. Vor einem Rechtsknick unmittelbar vor der berühmten Sprungkuppe bremsen die Fahrer kurz ab – der Rest ist „Hangtime“ und dank des abfallenden Geländes ein Flug von bis zu 40 Metern.

Zwischen Yachten, Eiscreme und Abendstimmung – das besondere Flair

Ein spektakulärer Sonnenuntergang, ein Bummel entlang mittelalterlicher Baudenkmäler in Alghero, die beste Eiscreme der Welt auf der Zunge und den Blick zwischen malerischer Marina und geschäftigem Rallye-WM-Servicepark hin und her schweifen lassen – das gibt es nur bei der Rallye Italien. Urlaubsflair hin oder her: Für die Mechaniker und Techniker ist trotz der vielleicht schönsten Aussicht des Rallye-Jahres volle Konzentration gefragt – bei insgesamt acht Service-Aufenthalten und in der Summe 660 Arbeitsminuten für die drei Polo R WRC. Und auch die Fahrer und Beifahrer wissen am Ende jedes Tages, was sie geleistet haben – bei enorm hohen Temperaturen im Cockpit.

Hart erarbeitetes Privileg: Ogier und Mikkelsen eröffnen Rallye-Route

Führender und ärgster Verfolger in der Fahrer- und Beifahrer-Wertung: Die Volkswagen Duos Ogier/Ingrassia und Mikkelsen/Jæger haben sich bei den ersten fünf WM-Rallyes des Jahres das Privileg erarbeitet, angesichts ihrer herausragenden Platzierungen in der Gesamtwertung die Route bis einschließlich Samstagabend eröffnen zu dürfen. Bei Schotter-Rallyes kommt das – je nach Wetterlage – einem Nachteil gleich, der sich auf die fest in der WM eingeschriebenen Fahrer- und Beifahrer-Duos entsprechend ihrer WM-Platzierung unterschiedlich auswirkt. Bei der Rallye Portugal bedeutete das zuletzt: pro weiterem World Rally Car auf der Strecke und pro Prüfungskilometer eine Zehntelsekunde. Bei der Rallye Italien werden so 282,56 der insgesamt 324,60 Kilometer und damit 87 Prozent der gesamten Distanz gefahren. Die verbleibenden 42,04 WP-Kilometer am Sonntag werden in der umgekehrten Reihenfolge des Rallye-Zwischenklassements ausgetragen.

Ready, steady, go: Nachwuchs im Hause Ogier erwartet

Da rollt jemand in Richtung Startlinie: Zwischen den Rallyes in Italien und Polen erwarten Sébastien Ogier und seine Ehefrau Andrea Kaiser zum ersten Mal Nachwuchs. Auch wenn der errechnete Geburtstermin nicht auf die Rallye Italien fällt, steigt die Spannung vor dem privaten Großereignis stetig an. Die Kommunikation zwischen Rallye-Auto und Heimat-Basis wird dementsprechend maximalintensiviert und für den Fall der Fälle ist Ogier jederzeit abreisebereit. Eines wird auf jeden Fall nicht leiden: die Motivation, die Prüfungen so schnell wie möglich zu absolvieren. Denn dann ist der werdende Vater schneller wieder erreichbar.

Stimmen vor der Rallye Italien

Sébastien Ogier, Volkswagen Polo R WRC #1: „Ich fahre mit viel Selbstvertrauen nach Italien, denn die Saison läuft bislang großartig. Julien und ich waren bei jeder Rallye auf dem Podium und diese Serie möchten wir ausbauen. Auch wenn die Rallye Italien nicht zu meinen absoluten Lieblingsrallyes gehört, habe ich gelernt, sie zu mögen. Die Strecken sind nicht mehr so eng und rau wie früher einmal. Ich bevorzuge ebenere Strecken, bei denen man nicht nur immer das Auto schonen muss. Eine weitere Besonderheit ist ‚Micky’s Jump‘. Er ist einer der höchsten Sprünge der Saison. Aus privater Sicht kommt für mich eine völlig neue Komponente hinzu. Andrea und ich erwarten unser erstes Kind. Eigentlich ist der Geburtstermin nach der Rallye, aber man weiß nie. Sollte es während der Rallye kommen, würde ich mich sofort auf den Weg zu meiner Frau machen. Das ist ein Moment im Leben, den ich nicht verpassen möchte. Das Team unterstützt mich in dieser Entscheidung zu 100 Prozent.“

Jari-Matti Latvala, Volkswagen Polo R WRC #2: „Die Rallye Italien ist großartig. Dort habe ich meinen ersten Sieg auf Schotter gefeiert. Ich freue mich jedes Jahr riesig, nach Sardinien zurückzukehren, auch wenn es dort in den vergangenen Jahren nicht allzu gut für mich lief. Ich habe mir auf Sardinien zuletzt oft einen Plattfuß eingehandelt – vielleicht auch deshalb, weil ich zu sehr ans Limit gegangen bin. Für dieses Jahr habe ich mir fest vorgenommen, besser auf meine Reifen zu achten. Mein Ziel ist es, mal wieder auf das Podium zu fahren. Bei der ersten Durchfahrt ist der Schotter auf Sardinien meist sehr rutschig, meine hohe Startnummer kann ein Vorteil sein. Auf der zweiten Schleife haben dann alle Fahrer in der Regel einen sehr guten Grip. Eine weitere Besonderheit in Italien ist die Hitze: Der Körper verliert durch die hohen Temperaturen viel Energie und Flüssigkeit. Es ist also wichtig, zwischen den Prüfungen ausreichend zu trinken.“

Andreas Mikkelsen, Volkswagen Polo R WRC #9: „Platz zwei in Portugal fühlte sich für Anders und mich fast wie ein Sieg an. Daher reisen wir zuversichtlich zur Rallye Italien. Dennoch wissen wir, dass es wegen des groben Untergrunds eine der schwierigsten Rallyes der Saison ist, bei der jederzeit alles passieren kann. Das haben wir im vergangenen Jahr leider erfahren müssen. Und in diesem Jahr gehen wir als Zweite auf die Strecke – direkt nach Sébastien Ogier, was es nicht leichter macht, da die Prüfungsstrecken nach nur einem Auto immer noch sehr grob sein werden. Dennoch freuen wir uns natürlich, dass wir mit dem Ergebnis in Portugal in der WM-Wertung deutlich an Boden gutmachen und auf den zweiten Platz vorrücken konnten. In jedem Fall ist Italien eine Rallye, die ich sehr mag. Und wir werden auf Sardinien alles daransetzen, ein weiteres gutes Ergebnis einzufahren.“

Zahl zum Rallye-Wochenende in Italien: 16

Volkswagen ist in Italien nicht nur im Gesamtklassement bisher ungeschlagen – auch bei der sogenannten Powerstage. Die meist abschließende Wertungsprüfung einer Rallye, auf der Extra-Zähler für die besten drei vergeben werden, ist nicht nur generell eine Volkswagen Domäne, speziell Italien ist ein gutes Pflaster für den Polo R WRC und seine Besatzungen. Von den 18 im Jahr 2013, 2014 und 2015 vergebenen Extra-Zählern errangen Volkswagen Piloten bisher 16, lediglich 2013 gingen zwei Punkte für Rang zwei an Thierry Neuville (M-Sport-Ford). 2014 und 2015 gingen sämtliche Extra-Punkte nach Wolfsburg.
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