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Rallye WM
17.05.2016

Citroën Racing setzt Test für 2017 in Portugal fort

Drei Wochen nach dem ersten Test hat Citroën Racing die Testfahrten mit dem 2017er-World Rally Car in Südportugal fortgesetzt. Bei wechselnden Wetterbedingungen haben Kris Meeke und Stéphane Lefebvre dabei wertvolle Kilometer zurückgelegt. Nach Südfrankreich stand diesmal die Algarve für Citroën Racing auf dem Programm, wo Regen, Hagel, Nebel und gelegentlicher Sonnenschein das Team erwartet. Vor dem Start mit dem Abu Dhabi Total World Rally Team am kommenden Wochenende bei der Rallye Portugal rückten Kris Meeke/Paul Nagle und Stéphane Lefebvre/Gabin Moreau mit dem vom Technikcenter in Versailles entwickelten Prototyp aus.

„Wir waren mit den sich ändernden Witterungsbedingungen sogar ganz zufrieden, da wir so verschiedene Abstimmungen testen und herausfinden konnten, wie die Karosserie mit dem vielen Schlamm klarkommt“, erklärt Laurent Fregosi, der Technische Direktor von Citroën Racing. „Für den Test hatten wir mehrere Ziele. Natürlich stand die Zuverlässigkeit verschiedener Komponenten im Vordergrund. Dabei haben wir genau die Laufleistung eines jeden Bauteils notiert und diese mit der jeweiligen Spezifikation verglichen. Aber auch die Leistungsfähigkeit und der Fahrkomfort waren wichtige Aufgabenbereiche.“

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Nach dem Abschluss des Ingenieursstudiums an der INSA Lyon kam Fregosi 1995 zu Citroën Racing, als der ZX Grand Raid die Rallye Dakar dominierte. Seit dem Xsara Kit-Car hat er an jedem Rallyeprogramm von Citroën mitgearbeitet. 2005 wurde er Chefingenieur für den Bereich „Chassis“, zu Beginn dieses Jahres übernahm er den Posten des Technischen Direktors von Xavier Mestelan-Pinon.

„Es ist toll zu sehen, dass unser World Rally Car zwei Testsessions auf anspruchsvollem Terrain ohne große Probleme absolviert hat. Das ist eine tolle Belohnung für alle, die seit mehr als einem Jahr an diesem Projekt arbeiten“, so Fregosi, der ebenfalls von Anfang an in das Projekt World Rally Car 2017 involviert ist. „Wir begannen mit dem ersten Zusammenstellen von Spezifikationen, bei denen wir das neue Reglement der FIA und Marketingziele von Citroën berücksichtigt haben. Nachdem wir uns für das Basismodell entschieden hatten, entstanden erste CAD-Daten, um die Eckdaten der wichtigsten Bauteile wie Motor, Kraftübertragung, Tank oder Ersatzrad zu definieren. Die Ausführung des Überrollkäfigs hängt von diesen Faktoren genauso ab wie von der durch das Reglement vorgeschriebenen Platzierung der Fahrercrew im Auto.“

Nach ersten Zeichnungen begann das Designbüro anschließend damit, die einzelnen Bauteile zu entwerfen. „Die Herangehensweise ist immer die gleiche: Es sollen robuste, aber leichte Bauteile entwickelt werden. Zudem soll der Schwerpunkt nach unten wandern“, so Fregosi. „Die Fahrercrews sowie die Ingenieure und Techniker, die das Auto einsetzen, werden nach ihrer Meinung gefragt. So müssen wir zum Beispiel noch den Ausbau verschiedener Teile verbessern, die wahrscheinlich während einer Rallye im Service getauscht werden.“

Der Techniker ergänzt: „Natürlich spielen dabei auch unsere in den vergangenen 20 Jahren im Rallyesport gemachten Erfahrungen eine wichtige Rolle. Wir haben außerdem unser Wissen durch den Einsatz eines DS-3-WRC-Testträgers vergrößert. Auch wenn wir dessen Weiterentwicklung seit 2014 verlangsamt haben, wollten wir einige neue Lösungen für die Zukunft ausprobieren. Wir haben den Motor des Citroën C-Elysée WTCC eingebaut, damit die Leistung der im kommenden Jahr entspricht, aber auch die neuesten Fahrwerksteile getestet.“

Nachdem die Zeichnungen vom Konstruktionsbüro freigegeben worden waren, wurden sie an die einzelnen Abteilungen (für Kraftübertragung, Aufhängung-Lenkung-Bremsen, Elektronik, Kunststoffteile usw.) weitergegeben, damit diese mit der Produktion der Bauteile beginnen konnten.

Der anschließende Aufbau des Autos dauerte nur rund einen Monat. In diesen waren alle Abteilungen involviert. Fregosi: „Dies war ein entscheidender Moment, denn der Bau mancher Teile dauerte recht lange. Die Techniker wurden genau rechtzeitig fertig, sodass wir den Zeitplan einhalten konnten. Obwohl wir bereits zwei Tests absolviert haben, sind wir erst am Beginn der Reise. Das Analysieren der Daten und das Feedback der Fahrer hilft uns, die richtige technische Richtung einzuschlagen und gleichzeitig die effizientesten Lösungen zu finden. Parallel dazu bauen wir ein zweites Fahrzeug auf, mit dem wir in Kürze auf Asphalt testen werden. Die iterative Herangehensweise, die alle Bereiche vom Chassis bis zum Motor inklusive Kraftübertragung und Aerodynamik umfasst, wird bis zur Homologation des Fahrzeugs vor der Rallye Monte Carlo 2017 fortgesetzt. Der Termin scheint noch weit entfernt zu sein, kommt dann aber doch schneller, als man denkt.“
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