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GTC
07.06.2016

Erster Gesamtsieg für BPR Racing beim 9h Rennen

Man kann einfach nur ins Schwärmen geraten bei den diesjährigen GTC-Rennen. Mehr als ein Dutzend Sieganwärter, knallvolle Starterfelder mit 48 Teams, ultra spannende Rennverläufe, Wetterkapriolen und natürlich die üblichen Glücksmomente und Dramen, die die großen Langstreckenschlachten eben ausmachen. All das gab es auch beim zweiten GTC-Lauf der Saison: den 9h von Hahn.

Und dann noch so eine Startphase! Zwei Mädels bestimmten das Tempo in der ersten Rennstunde. Eine Augenweide wie Mareike Macherey (BPR-Racing) und Charlotte Wilking (H&R Pergande Racing) nicht nur das Feld anführten, sondern auch versuchten „gemeinsame Sache“ zu machen, um sich von den Verfolgern abzusetzen – bei der Leistungsdichte allerdings eine fast unmögliche Aufgabe.

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Nach der ersten Stunde sah man dann die Top-Ten innerhalb von sechs Sekunden! Weitere 15 Teams hielten sich noch in der Runde des Führenden. Mit Startschwierigkeiten waren die Jungs des Messebau Racing Teams unterwegs. Aus der Boxengasse dem Feld hinterhergeeilt, kämpfte man vergeblich darum, Anschluss zu halten. Wo war deren Speed hin? Im letzten Jahr noch zwei Zehntelsekunden vor dem Rest der Welt, in diesem Jahr neun Zehntelsekunden Rückstand. Ein Motorschaden nach sieben Stunden beendete dann die frustrierende Vorstellung der Sinsheimer.

Überraschend dagegen die Fahrt des Tabellenführers Honda Spirit. Trotz 10 kg Zuladung hielten sie immer Kontakt zur Spitzengruppe. Glück hatten die Hessen – wie auch vier weitere Teams – gleich nach dem ersten Boxenstopp. Durch eine wahre Fehlerkette wurde anstatt einer Stop&Go, bei der man eine Runde verliert, nur eine 10-Sekunden-Strafe für eine Fahrtzeitüberschreitung verhängt. Der „Aufruhr“ der Konkurrenten legte sich aber bald, auch Sportwarte sind Menschen die Fehler machen. Honda Spirit nahm dieses Geschenk erstmal an, galt lange als Siegkandidat bis eine erneute Fahrtzeitüberschreitung die Hessen endgültig aus dem Kreis der Sieganwärter eliminierte.

Nach vier Rennstunden hielt H&R Pergande die Spitze vor Oberheiden Motorsport, ATW Racing dem Pole-Setter WGKC aus Stuttgart und dem CARTteam.de. Es folgten BPR Racing, die Hausexperten, Cool Runnings und die Hausexperten.de III – alle mit besten Chancen auf den Sieg, wobei H&R, Oberheiden Motorsport und der WGKC eindeutig die Pace vorgaben. Alle anderen versuchten einfach nur dran zu bleiben. Für eine echte Attacke fehlten den Verfolgern ein bis zwei Zehntelsekunden bei der Rundenzeit.

Kein Drama, selbst mit drei bis fünf Zehntelsekunden Rückstand pro Runde ist längst nichts verloren. Alle versuchten in der Runde des Führenden zu bleiben, um dann die Gegner bei der Boxenstrategie auszutricksen. Diejenigen, die auf Regen hofften – wie ATW Racing –, wurden bald erhört. Während rund um Hahn die schwersten Gewitter für Land unter sorgten, blieb man auf der Rennstrecke bisher verschont. Doch nach fünf Stunden öffneten sich auch hier die Schleusen. Trotzdem wurde gepokert und viele blieben auf Slicks. Darunter auch BPR Racing aus Osterburken.

Zunächst sah es danach aus, dass die Slick-Fraktion mal so richtig ins daneben gegriffen hätte. Als aber die Blitze in der Nähe einschlugen, musste das Renngeschehen unterbrochen werden. Nach 45 Minuten ging es dann weiter. Ein Blick gen Himmel zeigte schnell, dass die Teams mit den Regenreifen einfach nur Pech hatten: überall blauer Himmel. Es war nur eine Frage der Zeit bis man mit Slicks besser bedient war. Dazu kamen etliche Pace-Kart Phasen, die ein Aufholen unmöglich machten. Fast alle nutzen dann auch eine dieser Phasen, um wieder die Slicks aufzuziehen.

Dies brachte nun BPR Racing komfortabel an die Spitze. Nutznießer waren auch die Hausexperten (P4) und die Motorsportanlage (P6). Noch aber waren 90 Minuten zu fahren. Bei ATW Racing war der Tank zu früh leer. Man versuchte sich bis zur letzten Stunde durchzuhangeln, um dann ins Ziel zu fahren. So aber war 70 Minuten vor Schluss alles staubtrocken – tanken und noch ein weiterer Stopp zum Fahrerwechsel. Eine Boxendurchfahrt zu viel für den Gesamtsieg.

Die Hausexperten.de waren derart motiviert, dass man noch eine Zeitstrafe wegen einer Kollision hinnehmen musste. Trotzdem konnte man die Spitze in der Trophy behaupten, fiel aber aus den Top-Fünf des Gesamtklassements heraus. Nun war es an H&R Pergande und Oberheide Motorsport die enteilte BPR Mannschaft noch einzufangen. Obwohl man schneller unterwegs war, reichte es aber nicht. Ohne eine weiter Pace-Kart Phase hatten die Verfolger keine Chance. So sicherte sich BPR Racing den ersten GTC-Gesamtsieg dank einer riskanten Strategie und hatte das nötige Quäntchen Glück dabei. H&R Pergande Racing und Oberheiden Motorsport belegten die Ehrenplätze und machten damit ihren verpatzten Saisonauftakt wieder wett. ATW Racing auf P4 haderte etwas mit dem Schicksal, sichert sich aber den dritten Meisterschaftsrang nach zwei Läufen. Die Tabellenspitze behält Honda Spirit, die als Fünfter ins Ziel kamen, teilen sich aber die Tabellenführung nun mit BPR Racing.

Platz sechs geht dann an die Hausexperten Mannschaft mit der Startnummer 8 noch vor dem WGKC aus Stuttgart, dem eine Zeitstrafe wegen Untergewichts zum Verhängnis wurde. Ein starkes Rennen zeigten auch Cool Runnings bis man die Hinterachse richten musste. Trotzdem reichte es zu P8. Auf dem neunten Rang kam dann die beste Mannschaft der Schnitzelalm. Erneut waren es die Rookies von KSR by Schnitzelalm, die die Kohlen aus dem Feuer holen mussten – ein ganz starkes Ergebnis für das BEBA-Cup Team. Beim letztjährigen BEBA-Cup Meister der Motorsportanlage.de by KSF Bosch war man ebenfalls zufrieden. Platz zehn erreicht man auch nicht alle Tage in diesem stärksten GTC Feld seit Jahren.

Und die anderen Top-Teams? Der amtierende Meister, die Scuderia Nove Rosso, kam nicht in Schwung. Es fehlten neun Zehntelsekunden zu den Top-Zeiten. So etwas kommt vor und trotzdem kann dann noch eine Top-Ten-Platzierung dabei rauskommen. Die #9 allerdings durfte eine Minuten wegen Untergewichts ausfassen. Zuviel für die Top-Ten.

Shark Endurance Racing erlebte alles, was schiefgehen. Gleich drei dicke Zeitstrafen sind einfach zu viel für eines der erfahrensten GTC Teams.

Schnitzelalm Racing haderte mit der Technik. Man versuchte alles, um den Speed mitgehen zu können und hatte technische Probleme. Die #11, immerhin P6 bei den schnellsten Rennrunden, kostete eine defekte Kupplung ein besseres Ergebnis (P18). Dazu gab es eine Zeitstrafe wegen Untergewichts. Bei der #111gab es erst einen Motorwechsel und dann noch eine Zeitstrafe (P31).

Die90 teilten das Schikcsal der Messebauer: Erst keinen Speed gefunden und dann ein Triebwerk verloren. Beide Teams packten frühzeitig zusammen.
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