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Youngtimer Trophy
29.07.2015

Kommentar: Machtkampf zwischen DMSB und Trophys

Eigentlich ist die Sache eindeutig: wenn ich mich bestimmten Regeln unterwerfe, darf ich mich nicht beschweren, wenn diese Regeln dann auch angewandt werden. Im konkreten Fall hat die Cup- und Tourenwagen-Trophy eine nationale Serie ausgeschrieben und dann entgegen der Statuten mehr als ein Rennen im Ausland bestritten.

Das mögen die Verantwortlichen anders sehen, doch allein der Blick in die Wertung verdeutlicht, dass der DMSB mit seiner Ansicht richtig liegt. Denn in der Tabelle waren zumindest bis Ende letzter Woche alle Rennen (auch beide der bisherigen Auslandsrennen) aufgeführt und voll gewertet worden. Dass dies als „Clubmeisterschaft“ und das erste Auslandsrennen als Einladungsrennen deklariert wurden, war nur ein Versuch, die bestehenden Regeln zu umgehen. In den Statuten von DMSB und FIA ist ganz klar festgehalten, dass eine Serie, egal wie sie heißt (also Clubmeisterschaft, Vereinspokal oder sonstwie) entsprechend national oder international ausgeschrieben werden muss. Und bei mehr als einem Auslandsrennen ist die internationale Ausschreibung Pflicht.

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Genau das hat sich auch beim Gespräch am Montag mit dem DMSB bestätigt. Nach unseren Informationen mussten beide Serien die Einladungsrennen aus der Wertung nehmen und auch Fahrer mit ausländischer Lizenz dürfen nicht mehr gewertet werden. Nur nachdem diesen Forderungen nachgekommen wurde, wurden die Reglements wieder freigegeben. Mit Blick auf die vielen anderen Serien, die international ausgeschrieben werden, handelt der DMSB hier genau richtig. Es kann nicht sein, dass jeder seine eigenen Regeln schreibt und die zu Jahresbeginn vereinbarten Statuten über Bord wirft. Dies wäre gegenüber anderen Serien, die die gültigen Regeln einhalten, unfair.

Natürlich kann und muss man sowohl dem DMSB als auch der FIA unangenehme Fragen stellen. Warum werden Ausnahme, wie im Fall der Formel 4, gewährt? Ist das Festhalten an nationalen Grenzen in einem vereinten Europa noch sinnvoll und vor allem rechtens? Wofür muss man bei einer internationalen Ausschreibung die Zusatzgebühren tatsächlich zahlen?

Aber diese Fragen dürfen nicht auf den Rücken der aktiven Motorsportler und der Rennstrecken ausgetragen werden. Und es ist auch ein ganz schlechter Stil, wenn man dann versucht über soziale Netzwerke den schwarzen Peter dem DMSB zuzuschieben.

Zum Glück hat es am Montag das Einlenken seitens der beiden betroffenen Serien gegeben. Dies nun auch noch öffentlich klarzustellen und beim DMSB um Entschuldigung zu bitten, wäre vielleicht ein guter Zug.

Was bleibt ist die Frage: warum dieses große Theater? Cup- und Tourenwagentropy und Youngtimer Trophy haben ein großes Chaos veranstaltet und ihre Teilnehmer verunsichert und gleichzeitig den DMSB zu Unrecht beschuldigt. Den Beteiligten muss das auch so klar gewesen sein. Wieso sie dennoch in den Machtkampf gegangen sind, wird wohl ein Geheimnis bleiben.

Dem DMSB wäre als Hausaufgabe anzuraten: Klärt für die Serienveranstalter ab, wofür die FIA die Gebühren erhebt! Auch wäre ein gemeinsames Treffen aller nationaler Serien durchaus sinnvoll.

Kommentar von unserem Redakteur: Martin Brock-Konzen (info@motorsport-xl.de)
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