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Rallye WM
17.09.2014

20 + 14 VW-Fakten zum Gewinn der Rallye-WM

Wahnsinn! Wieder Weltmeister! Volkswagen hat bei der Rallye Australien mit einem Dreifachsieg den Gewinn der Herstellerwertung in der FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) gefeiert. Als Tüpfelchen auf dem i steht ebenso bereits fest, dass entweder Volkswagen-Pilot Sébastien Ogier (FR) oder sein Teamkollege Jari-Matti Latvala (FI) die Fahrer-WM gewinnen wird.

Auch in der Beifahrer-Wertung der FIA Rallye-Weltmeisterschaft machen die Volkswagen-Co-Piloten Julien Ingrassia (FR) und Miikka Anttila (FI) den Titel 2014 unter sich aus. Sportlich, technisch, menschlich – 34 interessante Fakten zu den Titelerfolgen von Volkswagen.

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Sportlich

Fakt 01: Der Hersteller-Titel sowie die Aussicht, dass nur Volkswagen-Piloten die Fahrer- und Beifahrer-Titel noch unter sich ausmachen, bescheren Volkswagen Motorsport die FIA-WM-Titel vier, fünf und sechs im Motorsport. Zuvor feierte Volkswagen mit dem Race Touareg 2 bereits zweimal den Gewinn des FIA-Weltcups im Marathon-Rallye-Sport – Bruno Saby / Michel Périn siegten 2005, Carlos Sainz / Michel Périn 2007.

Fakt 02: Der frühzeitige WM-Gewinn markiert den schnellsten Titelgewinn in der Herstellerwertung seit Einführung des aktuellen Punktesystems im Jahr 2010 – nach 76,9 Prozent der Saison. Ungeachtet der unterschiedlichen Punktesysteme war in der gesamten Geschichte der Rallye-WM nur ein Hersteller schneller beim Gewinn seines Marken-Titels: Als 1989 Lancia Gegner Toyota nach sechs von zehn Läufen bereits geschlagen hatte. In den zurückliegenden 25 Jahren ist Volkswagen also die früheste Vorentscheidung gelungen.

Fakt 03: Der größte Vorsprung eines Volkswagen-Duos in 23 WM-Rallyes datiert aus dem März 2013. Bei der erst dritten Rallye des Polo R WRC fuhren Ogier / Ingrassia einen Abstand von 3:28,900 Minuten auf Verfolger Mikko Hirvonen (Citroën) heraus. Beim geringsten Abstand zwischen Erstem und Zweitem während der vergangenen zwei WM-Jahre trennte die Volkswagen-Duos Latvala / Anttila und Ogier / Ingrassia bei der Rallye Finnland 2014 nur 3,6 Sekunden.

Fakt 04: Bis einschließlich der zehnten Saisonrallye 2014, der Rallye Australien, absolvierte Volkswagen 23 WM-Rallyes mit dem Polo R WRC. Dabei gewann die Mannschaft 19 Mal – das entspricht einer Siegquote von 82,6 Prozent. Bei den 23 WM-Rallyes landete 36 Mal ein Volkswagen-Duo auf dem Podium. Volkswagen trat seit dem Einstieg mit dem Polo R WRC im Januar 2013 bei insgesamt 428 Wertungsprüfungen an – und gewann 297 davon. Von den 1.208 Mal, dass ein Polo R WRC am Start einer WP stand, gelangen den Volkswagen-Duos 679 Top-Drei-Zeiten – ein Beleg für die hohe Ausgeglichenheit der drei Volkswagen-Piloten Ogier, Latvala und Mikkelsen. 40 Mal beendete Volkswagen eine der Wertungsprüfungen komplett auf den ersten drei Plätzen.

Fakt 05: Volkswagen hat mit dem Polo R WRC in allen 14 Rallye-Austragungsländern seit 2013 gewonnen – außer beim Heimspiel in Deutschland: in Monte Carlo, Schweden, Mexiko, Portugal, Argentinien, Griechenland, Italien, Polen, Finnland, Australien, Frankreich, Spanien und Großbritannien.

Fakt 06: Die Powerstage, in der Extra-Zähler für die Fahrer- und Beifahrer-WM vergeben werden, ist es eine wahre Volkswagen-Domäne. 16 Mal ging in 22 ausgetragenen Powerstages der Sieg an eines der Volkswagen-Duos. Insgesamt 39 Mal Extra-Zähler nach Wolfsburg. 2014 beträgt die Bilanz acht von zehn möglichen Powerstage-Erfolgen. Zudem schaffte Volkswagen 2014 zweimal das Kunststück, alle Powerstage-Punkte nach Wolfsburg zu holen: Sowohl bei der Rallye Italien als auch bei der Rallye Polen lagen alle drei Volkswagen-Duos vorn.

Fakt 07: Ein halbes Mal um den Erdball – im Rallye-Tempo: Bislang legten die Volkswagen-Duos auf den 428 Sonderprüfungen seit Januar 2013 21.615,97 WP-Kilometer zurück. Die bislang kürzeste Wertungsprüfung in der Geschichte des Polo R WRC wurde bei der Rallye Mexiko 2014 ausgetragen – die „Street Stage Guanajuato“ mit 1,01 Kilometern. Auch die längste WP, die ein Volkswagen-Duo seit 2013 in Angriff nahm, datiert aus dem Jahr 2014 – die „Monte Lerno“ bei der Rallye Italien. Die kühlste Temperatur, bei der der Polo R WRC seit 2013 gestartet ist, betrug zwölf Grad Celsius unter Null bei der Rallye Schweden 2013. Die wärmsten Bedingungen absolvierte das World Rally Car aus Wolfsburg bei der Rallye Italien 2014 – mit 34 Grad Celsius im seltenen Schatten.

Technisch

Fakt 08: Das Museum der Autostadt in Wolfsburg erhält in Kürze einen besonderen Polo R WRC – jenen mit der internen Bezeichnung elf und der Chassis-Nummer WVWZZZ6RZCWP00029. In Schweden feierten Ogier / Ingrassia mit ihm den allerersten Sieg für Volkswagen in der Rallye-WM. 2013 wurde des Chassis sechs Mal eingesetzt. Nach Schweden folgten vier weitere Triumphe – in Portugal, Finnland, Australien und Spanien. Kein anderes Rallye-WM-Chassis aus Wolfsburg hat eine bessere Erfolgsbilanz vorzuweisen. Ein ebenfalls ganz besonderes Chassis ist immer noch im Rallye-Einsatz: Die interne Nummer 17. Sechs Rallye-Starts zählt dieser Polo R WRC – und einen ganz besonderen. Bei der Rallye Frankreich 2013 führte er Ogier / Ingrassia zum Sieg und zum WM-Titel. Wenn man die Karosserie noch heute im richtigen Licht betrachtet, kann man die leichten Dellen im Dach erahnen, die die beiden Franzosen bei den WM-Feierlichkeiten im Ziel hineingetanzt hatten. Nächste Gelegenheit dazu: die Rallye Frankreich 2014.

Fakt 09: Null – das ist die Zahl der Motorschäden, die Volkswagen in der Rallye-WM mit dem Polo R WRC bisher zu verzeichnen hatte. Technische Defekte sind ebenfalls rar beim World Rally Car aus Wolfsburg: 2013 mussten Ogier / Ingrassia bei der Rallye Italien den Polo R WRC frühzeitig abstellen – um bei der Rückkehr unter Rallye-2-Reglement anschließend dennoch Punkte zu holen. 2014 verpassten Mikkelsen / Markkula bei der Rallye Argentinien einige Kilometer wegen eins abgesprungenen Keilriemens. Ebenfalls mit Happy-End – das Duo landete anschließend noch auf Rang vier.

Fakt 10: Ein Garant für Erfolge ist der Volkswagen-Service. 15, 30 und 45 Minuten haben die Mechaniker pro Rallye-Tag meist Zeit, um die Wartungen durchzuführen. Schnellster Vorgang: Ein Radwechsel dauert weniger als eine Minute. Ebenfalls besonders flink: der Getriebewechsel in unter zwölf Minuten. Sieben Minuten brauchen die Volkswagen-Mechaniker zum Austausch eines Radträgers. Dazu muss zuerst das Rad abmontiert, die Bremse ausgebaut und danach alles wieder montiert werden.

Fakt 11: Der komplette Aufbau eines neuen Polo R WRC, von der unlackierten Grundkarosserie ohne Dach bis zum startfertigen World Rally Car, nimmt etwa 350 Stunden in Anspruch.

Fakt 12: Ein Motor absolviert durchschnittlich fünf Rallyes, also etwa 2.500 WP-Kilometer im Rallye-Tempo plus etwa 10.000 Kilometer an Verbindungsetappen im normalen Straßenverkehr. Das Triebwerk ist während dieser Zeit verplombt und wird von der FIA überwacht. Nach dieser Laufzeit steht die Revision an. Der Motor wird dann in 300 Einzelteile zerlegt. Jedes Teil und jede Schraube wird von der Qualitätssicherung bis auf ein 1.000stel Millimeter (1 μm) geprüft. Zum Vergleich: Das ist 500 Mal kleiner als ein Salzkorn oder 150 Mal feiner als ein menschliches Haar.

Fakt 13: Die Scheibenbremsen eines Polo R WRC halten Temperaturen von bis zu 900 Grad Celsius aus. In der Rallye-WM kommen innen belüftete Scheibenbremsen aus Stahl zum Einsatz. Die Firma Alcon aus England baut die Hochleistungsbremsen mit einem Durchmesser (vorn) von 355 Millimetern.

Fakt 14: Der maximale Bremsdruck im Polo R WRC wurde 2014 bislang mit 74,8 bar gemessen. Möchte man diesen Druck nachfühlen, muss man 748 Meter tief tauchen. Achtung: Das hält nicht jedes U-Boot aus.

Fakt 15: Eines der flinksten mechanischen Komponenten im Polo R WRC ist der Turbolader. Während einer Rallye-WM-Saison absolvieren die drei Turbo-Schaufelräder aller drei Volkswagen Polo R WRC insgesamt 1.312.565.550 Umdrehungen. Auch der 1,6-Liter-Turbomotor arbeitet an der Grenze der Physik: Bei der per Reglement vorgeschriebenen maximalen Drehzahl von 8.500 U min-1 ändert jeder der vier Kolben 17,7 Mal pro Sekunde seine Bewegungsrichtung. Pro Minute legt jeder der Kolben bei der Maximaldrehzahl 78,41 Meter zurück.

Fakt 16: Umgerechnet etwa 20 Heißluft-Ballons saugen die drei Polo R WRC in einer Rallye-Saison leer: 75.840 Kubikmeter Luft „atmen“ die 315 PS starken Motoren durch die Air-Restriktoren während der 13 Rallyes.

Fakt 17: Während einer Saison legt das Team von Volkswagen Motorsport über 100.000 Kilometer zurück. Das entspricht der Strecke zweieinhalb Mal rund um den Erdball. Dabei sind darin die 47.217,62 Kilometer des Seefracht-Round-Trips für die drei Übersee-Rallyes noch gar nicht enthalten.

Fakt 18: Volkswagen Motorsport reist bei europäischen Rallyes mit insgesamt sieben Trucks an. Diese beinhalten alle drei Polo R WRC, die komplette Recce-Ausrüstung, das Büro für die Ingenieure und die Teamleitung, sämtliche Ersatzteile, Werkzeug, Felgen, Reifengestelle, eine Teile-Reinigungsanlage sowie die Aufbauten, die für den Serviceplatz benötigt werden. Dazu kommen insgesamt drei weitere Lkw für den Aufbau der Team- und Medien-Hospitality und ein Truck mit Toiletten.

Fakt 19: 16 Schränke für Ersatzteile und Werkzeug, ca. 40 Alu-Boxen mit weiteren Teilen und Spezialwerkzeug und zusätzlich 15 Lagerstahlregale für Ausrüstung und Ersatzteile – der Serviceplatz von Volkswagen gleicht während einer europäischen Rallye einer Werkshalle. Bei den Übersee-Rallyes finden die zusätzlichen weitere Ausrüstungs- und Ersatzteile, die per Luftfracht verschickt werden, in rund 40 Flight Cases Platz.

Fakt 20: Lediglich 66 verschiedene Werkzeuge – vom Schlagschrauber bis zur Drahtbürste, von den Ersatzklingen für das Cutter-Messer bis zum Drehmomentschlüssel, vom Schraubendreher bis zum Maßband – werden beim Service des Polo R WRC benötigt. 15 weitere beim ersten Aufbau und in der Vorbereitung auf die Rallyes.

Fakt 21: Während der ersten neun Rallyes der Saison haben die drei Volkswagen-Fahrer auf den 428 bisher absolvierten Wertungsprüfungen gemeinsam bereits 57.155 Mal die Gänge gewechselt.

Menschlich

Fakt 22: Volkswagen Motorsport erfreut sich an über vier Millionen Facebook-Fans auf der eigenen Seite. Der erfolgreichste Beitrag in sozialen Netzwerk Facebook erreichte dank viraler Effekte allerdings weitaus mehr Menschen – etwa 4,7 Millionen bei etwa einer Million Interaktionen mit diesem einzigen Beitrag.

Fakt 23: Beim Micro-Blogging-Dienst Twitter folgen etwa 36.000 Fans der Live-Berichterstattung von den WM-Rallyes. Seit Januar 2013 hat Volkswagen Motorsport bereits knapp 5.000 Tweets zu den 23 WM-Einsätzen abgesetzt.

Fakt 24: Während der Rallyes versorgt Volkswagen Motorsport Journalisten mit SMS-Kurznachrichten mit Informationen. In der Saison 2014 wurden bei neun Rallyes bereits 244.670 SMS an den wachsenden Kreis der Empfänger verschickt. Zum Vergleich: 2013 waren es insgesamt 185.415.

Fakt 25: Einen ebenfalls umfangreichen Medienservice liefern die Presseinformationen, die per E-Mail ausgesendet werden. Bis einschließlich der Rallye Deutschland summieren sich die 67 Presseinformationen zur Rallye-WM auf Deutsch und Englisch auf insgesamt 514 Seiten reiner Information.

Fakt 26: Pro Rallye trinken die Volkswagen-Mechaniker und -Gäste gemeinsam etwa 240 Liter Kaffee. Ein weiteres wichtiges Lebenselixier stellt der Getränkehersteller und Volkswagen-Partner Red Bull der Rallye-WM-Mannschaft zur Verfügung: Etwa 1.400 Dosen des Energy-Drinks werden pro Rallye verbraucht.

Fakt 27: Für ausreichend Lektüre der Volkswagen-Ingenieure ist ebenfalls gesorgt: Pro Rallye-Jahr werten sie etwa 17,5 Gigabyte Daten aus – das entspricht etwa 3,1 Millionen Seiten reinen Textes.

Fakt 28: Das Durchschnittsalter der drei Volkswagen-Fahrer beträgt heute exakt 28 Jahre und 176 Tage. Das der Beifahrer 40 Jahre und 286 Tage.

Fakt 29: Sechs zu drei – so steht es in Sachen Saisonsiegen nach neun im Jahr 2014 absolvierten Rallyes. Sébastien Ogier gewann in Monte Carlo, Mexiko, Portugal, Italien und Polen, Jari-Matti Latvala in Schweden, Argentinien, Finnland und Australien.

Fakt 30: Der erfolgreichste Fahrer eines Polo R WRC ist Sébastien Ogier. Bei 23 Starts gingen 19 Podestplätze an den Franzosen und 191 WP-Bestzeiten. 15 Mal siegte Ogier mit dem World Rally Car aus Wolfsburg. Jari-Matti Latvala hat 13 Podestplätze auf seinem Volkswagen-Konto, davon vier Siege. 90 Bestzeiten trug er zur erfolgreichen Volkswagen-Bilanz bei. Andreas Mikkelsen hat vier Podestplätze auf der Haben-Seite und 17 Bestzeiten.

Fakt 31: Eine perfekte Teamleistung innerhalb des Teams sichert Sébastien Ogier, Jari-Matti Latvala und Andreas Mikkelsen detaillierte und wichtige Informationen: Wetterexpertin Silke Hansen liefert während der Rallyes vor Ort Wetterprognosen, die von der Meteo-Crew mit Informationen von den Wertungsprüfungen gestützt werden. Die Informationen laufen bei „Dakar“-Sieger Timo Gottschalk zusammen, der auch Zwischenzeiten übermittelt bekommt und an die Ingenieure weitergibt.

Fakt 32: Nicolas Vouilloz, der zur Schotter-Crew von Sébastien Ogier gehört, gilt übrigens als „Erfinder der gekreuzten Reifen“. Bei unklaren und wechselhaften Wetterverhältnissen wählen die Rallye-Piloten immer häufiger gemischte Bereifungen über Kreuz. „Wir haben das bei Reifentests mit Michelin vor Jahren ausprobiert und es hat besser funktioniert, als unterschiedliche Reifen an Vorder- und an Hinterachse zu fahren. Wir dürften die ersten gewesen sein, die das im Wettbewerb eingesetzt haben“, so der 37-Jährige aus Nizza, der die Extreme auch auf zwei Rädern beherrscht: Vouilloz war zehn Mal Weltmeister im Mountainbike-Downhill.

Fakt 33: Das Volkswagen-Team besteht aus über 20 Nationen – unter anderem mit Mitarbeitern aus Australien, Belgien, Deutschland, England, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Litauen, Neuseeland, Niederlande, Norwegen, Polen, Portugal, Russland, Schweden, Schweiz, Slowenien, Spanien, Ungarn.

Fakt 34: Einer der Schlüssel zum Volkswagen-Erfolg ist der Teamgeist. Das Werksteam aus Wolfsburg zeichnet sich dadurch aus, dass Entwicklung und Einsatz des Polo R WRC komplett von der Motorsport-Abteilung geleistet wird. Die eingeschworene und über Jahre gewachsene Truppe besteht aus festangestellten Mechanikern, Logistikern und Ingenieuren. Von den für das Jahr 2014 vor Ort eingeplanten Teammitgliedern waren knapp die Hälfte bereits an den drei „Dakar“-Siegen in Südamerika beteiligt. Um genau zu sein: 48,35 Prozent der Truppe standen auch hinter den Triumphen in Argentinien und Chile, die 2009, 2010 und 2011 mit dem Race Touareg erzielt wurden.
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