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Kartsport Allgemein
08.08.2014

Andreas Jost wird zum Favoriten-Jäger

Seit bereits 15 Jahren treffen sich im Rahmen des Gamma Racing Day im niederländischen Assen Top-Talente aus zahlreichen Rennsportklassen zum Mega-Event. Vor 82.000 Besuchern präsentierten sich das Red Bull F1-Team mit Jean-Eric Vergne und Sebastien Buemi, die Sidecar WM, die Formel Renault NEC-Serien und die Dutch Supercar Challenge auf dem „TT Circuit“ in Assen.

Mit dabei die europäischen Spitzenfahrer aus der Superkart-Szene, die vom 1. bis 3. August 2014 ihren ersten Lauf zur CIK-FIA Superkart Europameisterschaft austrugen. Selten zuvor kam ein solch starkes Fahrerfeld zusammen und die Favoritenliste war schier unendlich.

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Neben den Werkspiloten Emmanuel Vinuales (Europameister 2011 und 2013), Gavin Bennett (Europameister 2007, 2009 und 2010), Peter Elkmann (Europameister 2008 und Ex-Formel 3 Champion), Adam Kout (Drittplatzierter der EM 2013), Henrik Lilja (Viertplatzierter der EM 2013) und Liam Morley (Fünfter der EM 2013) zählten weitere Top-Talente zum erweiterten Favoritenkreis. Arjan Kievitsbosch, Daniel Hentschel (Dritter Platz bei der EM 2013 in Assen und Deutscher Meister 2013), Marcel Maasmann (Doppelsieger Assen 2012 / EM) sowie Andreas Jost, der mit seinem Überraschungserfolg zum Saisonauftakt in Dijon (zwei Mal erster Platz und ein Mal Zweitplatzierter) die Lücke zu den Spitzenfahrern schließen konnte.

Ohne ein freies Training ging es für die 48 Piloten aus der ganzen Welt in die zwei Qualifyings am Freitag. Das noch junge Jost Motorsport Racing-Team um Andreas Jost konzentrierte sich zu Beginn des Qualifying vorrangig auf das Setup des Fahrzeugs. Bereits nach wenigen Runden zeigte Jost erste Anzeichen, die auf ein gutes Wochenende verwiesen. Mit Platz sieben auf gebrauchten Reifen schoss Jost nach dem Reifenwechsel bereits auf Startplatz fünf und sicherte sich ein erfolgreiches erstes Zeittraining mit lediglich 0,3 Sekunden Rückstand auf Peter Elkmann (Platz drei).

Mit kleineren Änderungen am Setup ging es am Freitagnachmittag ins zweite Qualifying. Mit neuen Reifen gestartet musste Andreas Jost seine schnelle Runde vorzeitig aufgrund eines Rennabbruchs abbrechen. Nach der Rot-Phase verblieben lediglich noch drei Runden und Jost verbesserte, trotz des regen Verkehrs auf der Strecke, seine Zeit aus dem ersten Qualifying um mehr als eine Sekunde – erneut Platz fünf im zweiten Qualifying. Die Ziele des Teams, eine Top-Ten-Platzierung, waren somit in greifbarer Nähe.

Am Start des ersten Rennens war es vor allem Andreas Jost, der einen perfekten Start abliefern konnte und zur Überraschung der Top-Favoriten Adam Kout und Gavin Benett als Zweiter die erste Kurve passierte. Bereits nach drei Runden eroberte sich der 2014 nur selten geschlagene Kout die Führung zurück und distanzierte sich leicht von der engen Verfolgergruppe um Kievitsbosch, Elkmann und Jost. Der Zweikampf um Platz zwei und das Podium konnte spannender nicht sein: Das auf Augenhöhe liegenden Trio lieferte sich einen packenden Kampf um die wichtigen EM-Punkte. Immer wieder tauschten die Drei ihre Positionen, wobei Arjan Kievitsbosch aufgrund seines starken Motors kaum zu packen war.

Das Duell um das Podium schien bereits entschieden zu sein und die Verfolgergruppe zwischenzeitlich knapp vier Sekunden dem restlichen Feld entflogen. Dennoch kosteten die Positionskämpfe Kurve für Kurve viel Zeit, weshalb der Routinier Marcel Maasmann seine Chance witterte und in Schlagdistanz auffahren konnte. Mit einem gekonnten und zugleich waghalsigen Manöver fuhr Massmann in der letzten Kurve an Andreas Jost noch vorbei. Mit einer ersten Enttäuschung über den verlorenen vierten Platz waren Andreas Jost und das Team dennoch überglücklich über den unerwarteten Erfolg im ersten Rennen und die neue Leistungsfähigkeit.

Mit kleineren Modifikationen am Chassis ging es bereits am Sonntagmorgen in den zweiten Lauf. Zum Start des Rennens war es erneut Andreas Jost, der zwei Positionen gutmachen konnte und als Dritter hinter Adam Kout und Emanuel Vinnuales in die erste Kurve schoss. Durch kleinere Motorenprobleme bei Vinnuales konnte sich Jost auf Platz zwei vorarbeiten und über zwei Runden hinweg den beiden Top-Favoriten Kout und Vinnuales Paroli bieten. Dicht gefolgt von Peter Elkmann, Gavin Bennet, Arjan Kievitsbosch und Henrik Lilja entfachte erneut ein Kampf um die Ideallinie. Angriffslustig versuchte Jost in den engen Passagen Positionen gutzumachen, wobei er kurzzeitig ausgebremst und auf Platz sieben verwiesen wurde.

Mit leichtem Rückstand erkämpfte sich Andreas Jost schnell wieder den sechsten Platz zurück und passierte den PVP-Piloten Henrik Lilja. Mit den verbleibenden acht Runden galt es einmal mehr die knapp 1,5 Sekunden auf Peter Elkmann auf Position fünf und Arjan Kievitsbosch auf der Vier aufzufahren und den Kampf aus dem ersten Rennen abermals aufzunehmen. Der amtierende Vizemeister Gavin Bennett nutzte zwischenzeitlich seine Chance und erarbeitete sich mit einigen Metern Vorsprung seinen sicheren dritten Platz. Mit verbleib von vier Rennrunden schloss Jost die Lücke auf Kievitsbosch und Elkmann und der Kampf um Platz vier war eröffnet.

Mit einem engen Manöver in der Schlussrunde drückte sich Jost sogar neben Elkmann, der innenliegend konterte und Platz fünf verteidigte. Auch das Spitzen-Duo um Adam Kout und Emanuel Vinnuales lieferte sich ein Wimpernschlagfinale. Mit jeweiligen Führungswechsel in den letzten drei Runden gelang dem amtierenden Europameister Emanuel Vinuales ein Überholmanöver in der vorletzten Kurve und somit der Laufsieg.

Neben wichtigen Punkten für die Europameisterschaft gab es auch Punkte für die European Superkart Series (ESS). In der Endabrechnung von Assen erreichte Andreas Jost mit den Plätzen fünf (Fünfter in der ESS) und sechs (Vierter in der ESS) eine weitere Verbesserung im Gesamtklassement und liegt somit drei Wochen vor dem Saisonfinale in Dijon weiterhin auf einem sehr starken zweiten Gesamtrang in der European Superkart Series.
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